Junger Mann, der im Bett liegt und sich aus Müdigkeit die Hand an die Augenhöhlen hält

Testosteronmangel erkennen: Sind auch Sie betroffen?

  • Fachartikel
5 min by Rebecca Nussberger

Die Symptome eines Testosteronmangels sind vielfältig und können sich von Person zu Person stark unterscheiden. Welche Ursachen für einen niedrigen Testosteronwert infrage kommen und wie Sie einen potenziellen Mangel feststellen und beheben können. Von der Symptomatik bis zur Behandlung – so kommen Sie einem Testosteronmangel auf die Schliche.

Das Wichtigste in Kürze

  • Testosteron ist das wichtigste Sexualhormon bei Männern.
  • Typische Symptome eines Testosteronmangels sind z.B. Libidoverlust und Erektionsstörungen.
  • Die Ursachen von Testosteronmangel sind Störungen in den Hoden oder im Hypothalamus-Hypophysen-System.
  • Mit einer Blutprobe lässt sich der Testosteronspiegel feststellen.
  • Zur Behandlung eines Testosteronmangels gibt es sowohl hormonelle als auch natürliche Möglichkeiten.

Was ist Testosteron?

Testosteron ist das wichtigste Sexualhormon bei Männern und wird in den Hoden gebildet. Es erfüllt im männlichen Körper mehrere Aufgaben: so steuert es in der Pubertät unter anderem die Entwicklung der primären Geschlechtsmerkmale Penis, Hoden, Prostata und Samenleiter. Zudem beeinflusst es das Muskelwachstum und die Fortpflanzungsfähigkeit, reguliert den Fettstoffwechsel und die Sexualfunktionen des Körpers.

Ungefähr ab dem 40. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel bei Männern allmählich. Das ist zunächst einmal ganz natürlich. Doch verursacht ein Rückgang des Hormons unterschiedliche Beschwerden, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Von einem – häufig unentdeckten – Mangel sind ungefähr 2 bis 5 Prozent aller Männer zwischen 40 bis 79 Jahren betroffen.

Typische Symptome bei einem Testosteronmangel

Ein Testosteronmangel kann sich sehr unterschiedlich äussern, zu den typischen Symptomen gehören jedoch folgende:

  • Libidoverlust: deutliches Nachlassen des sexuellen Verlangens
  • Erektionsstörungen
  • Antriebslosigkeit bis hin zu depressiver Verstimmung
  • Kraftlosigkeit
  • Schlafstörungen 
  • Verlust der Muskelmasse, Zunahme von Bauchfett
  • Verminderte Knochendichte
  • Merkliche Verkleinerung der Hoden
  • Vermehrtes Schwitzen
  • Konzentrationsstörungen

In den allermeisten Fällen entwickeln sich die Symptome dabei schleichend über mehrere Wochen und Monate, stellenweise auch über Jahre hinweg. Durch die nicht eindeutige Symptomatik raten wir Ihnen eine genaue Diagnostik an. Nicht zuletzt, damit andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen zuverlässig ausgeschlossen werden.

Grafik mit Torso eines Mannes, auf dem die Symptome von Testosteronmangel eingezeichnet sind

Welche Ursachen kann ein Testosteronmangel haben?

Ein Testosteronmangel beim Mann geht auf Störungen im Bereich der Hoden oder des Hypothalamus-Hypophysen-Systems zurück. Auslöser für die Störungen können neben genetischen Defekten auch Krankheiten sowie die Einnahme von Medikamenten oder ein ungesunder Lebensstil sein.

Primärer Hypogonadismus

Entsteht ein Testosteronmangel durch eine hormonelle Unterfunktion der Hoden, spricht man von einem primären Hypogonadismus. In diesem Fall können die Hoden weniger oder kein Testosteron mehr produzieren. Mögliche Ursachen können sein: 

  • Genetische Defekte
  • Entwicklungsstörungen, z.B. Klinefelter-Syndrom
  • Hodentumore
  • Hodenentzündungen
  • Hodenverletzungen
  • Funktionsverluste (Anorchie)
  • Andere systemische Erkrankungen, z.B. eine Leberzirrhose

Sekundärer Hypogonadismus

Um einen sekundären Hypogonadismus handelt es sich hingegen, wenn die Ursachen auf eine Störung im Bereich des Hypothalamus-Hypophysen-Systems hinweisen. Letztere steuert die Testosteronproduktion. Angeborene oder erworbene Gründe können zu einer Fehlfunktion der Hypophyse oder des Hypothalamus führen:

  • Angeborenes Kallmann-Syndrom 
  • Verletzungen am Gehirn 
  • Funktionsstörung oder Ausfall der Hypophyse 
  • Geschwüre in der Hypophyse, z.B. Hypophysenadenom 
  • Hormonmangel durch systemische Erkrankungen, Medikamente oder Drogenkonsum

Diese Faktoren führen zu einem temporären Testosteronmangel

Der Testosteronspiegel ist nicht durchgehend konstant, sondern schwankt sowohl bei einem Mangel als auch bei gesunden Männern. In den frühen Morgenstunden und im Verlauf des Vormittages ist der Anteil von Testosteron im Körper am höchsten und nimmt im Tagesverlauf kontinuierlich ab. Die Produktion des Sexualhormons und dessen Wirkung auf den Organismus werden durch einen gesunden Lebenswandel gefördert, wohingegen folgende Faktoren negativ auf den Testosteronspiegel einwirken und zu einem Testosteronmangel führen können:

  • Regelmässiger und hoher Alkoholkonsum
  • Drogenmissbrauch
  • Hoher psychischer Stress
  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • Ungesunde Ernährung
  • Anstrengende körperliche Aktivitäten

Dazu kommt: je ungesünder der persönliche Lebenswandel, desto grösser ist das Risiko eines Testosteronmangels.

Bärtiger Mann, der mit geschlossenen Augen in einem Wald steht

Wechseljahre beim Mann

Der Begriff Wechseljahre bei Männern bezieht sich auf die Veränderung des männlichen Hormonhaushalts. Gemeint ist damit die nachlassende Testosteronproduktion mit zunehmendem Alter. Erfahren Sie, welche Symptome in diesem Lebensabschnitt auftreten können und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

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Wie lässt sich der Testosteronspiegel prüfen?

Eine eindeutige Diagnose lässt sich anhand einer Blutuntersuchung durch eine medizinische Fachperson feststellen. Dabei wird in einem Labor der Testosteronspiegel Ihres Blutes genau bestimmt. Typischerweise können Sie die Untersuchung bei Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt durchführen. Wenn eine Behandlung notwendig ist, werden Sie zur Urologie oder Andrologie überwiesen. Im Internet werden zwar auch Selbsttests angeboten, doch diese ermöglichen lediglich eine erste grobe Einschätzung und ersetzen keine ärztliche Diagnose. 

«Damit im Alter ein potenzieller Rückgang des Testosterons anhand eines Vergleichs klar festgestellt werden kann, empfehle ich jungen, gesunden Männern die vorsorgliche Untersuchung des Blutes und somit die Bestimmung des natürlichen Testosteronspiegels.» – Dr. med. Wolfgang Bühmann, Facharzt für Urologie, Andrologie, Med. Tumortherapie

Testosteronmangel beheben

Wenn ein Mangel an Testosteron bei Ihnen klinisch und labormedizinisch belegt wurde und die Ursachen abgeklärt sind, können Sie mit einer Substitutionsbehandlung den Hormongehalt aufbauen. Das Testosteron wird dabei entweder mit einer Crème, einem Gel, mit Spritzen oder Pflaster zugeführt. Die Präparate zur Testosteron-Behandlung unterliegen in der Schweiz der Rezeptpflicht. Die medikamentöse Behandlung kann mehrere Wochen oder Monate dauern. Wie jede medikamentöse Therapie kann die Hormonbehandlung potenzielle Risiken und Nebenwirkungen haben und sollte deshalb wohlüberlegt sein.

Testosteronmangel natürlich behandeln

Wer keine Medikamente nehmen möchte, der kann auf pflanzliche Alternativen zurückgreifen: So kurbeln zum Beispiel Phytoandrogene die Bildung des Sexualhormons Androgen an oder hemmen dessen Abbau. Eine weitere Möglichkeit in der Naturheilkunde sind Brennnesseln – im Speziellen ihre Wurzeln sowie die asiatische Giseng als natürliche Mittel zur Erhöhung des Testosteronspiegels. Aber auch Kiefern- sowie Pinienkerne und Erdsternchen – eine tropische Pflanze – gelten als wirksam.

Neben den verschiedenen Mitteln kann sich auch ein gesunder Lebensstil positiv auf den Testosteronspiegel auswirken. Dazu zählen genügend Schlaf, regelmäßig Sport und eine ausgewogene Ernährung.

Hinweis: Ein erheblicher Testosteronmangel lässt sich nicht allein mit pflanzlichen Produkten oder einer gesunden Lebensweise beheben. Hier sollten Sie einen Arzt aufsuchen und die Behandlungsmöglichkeiten abklären.

Fazit: Testosteronmangel bleibt oftmals unentdeckt

Der Testosteronspiegel im Blut schwankt und sinkt mit zunehmenden Alter. Doch auch eine ungesunde Lebensweise, Krankheiten oder Störungen im Organismus können einen Testosteronmangel verursachen. Die Symptome sind dabei vielfältig – weshalb ein Mangel oftmals nicht entdeckt wird. Um den Hormonstatus festzustellen, ist ein Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt des Vertrauens unverzichtbar. Verfügbare Selbst- oder Online-Tests können zwar erste Hinweise auf einen Mangel bieten, stellen aber keine zuverlässige Diagnose dar.

Autor

Geprüft von
Rebecca Nussberger
Redaktorin
Geprüft von
Dr. med. Wolfgang Bühmann
Facharzt für Urologie, Andrologie, Med. Tumortherapie

Quellen

  • https://www.usz.ch/krankheit/hypogonadismus/

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