Ein Mann sitzt mit verschränkten Armen auf einem Sofa und schaut an die Decke. Er denkt über seinen Libidoverlust nach.

Libidoverlust beim Mann: Ursachen und Behandlung

  • Fachartikel
5 min by Rebecca Nussberger

Bei einem Libidoverlust geht die sexuelle Lust der Betroffenen zurück. Die Ursachen für Libidoverlust beim Mann sind vielfältig und können psychologischer, biologischer oder sozialer Natur sein. Die Behandlung hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab und kann Sexualtherapie, medizinische Behandlung oder eine Kombination aus beidem umfassen. Welche Möglichkeiten es gibt und was Sie sonst noch beachten sollten, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Begriff „Libido“ (lateinisch libido: „Begehren, Begierde“) bezeichnet die sexuelle Aktivität bzw. den Geschlechtstrieb.
  • Unter Libidoverlust wird ein vermindertes Sexualverlangen verstanden. 

  • Für einen Libidoverlust kommen körperliche und psychische Ursachen infrage.

Was ist ein Libidoverlust?

Als Libidoverlust wird eine sexuelle Funktionsstörung bezeichnet. Äussern kann sich diese in verringerter Lust auf Geschlechtsverkehr sowie in weniger häufig auftretenden sexuellen Fantasien. Obwohl sexuelle Stimulationen weniger Lust hervorrufen, ist die Sexualfunktion bei den meisten betroffenen Männern intakt. Es ist wichtig zu betonen, erklärt Nina Jost, Zürcher Sexualtherapeutin, dass ein Libidoverlust nur dann als medizinisches Problem betrachtet wird, wenn er Leidensdruck beim Betroffenen verursacht und wenn das verminderte Verlangen mindestens sechs Monate am Stück anhält.

 


«Es gibt grosse Schwankungen in Bezug auf das, was als normale sexuelle Lust gilt, und nicht jeder Mangel an sexuellem Interesse muss behandlungsbedürftig sein.» – Nina Jost, Sexologin M.A., s-experience.ch

Warum ist die Libido weg? Ursachen für einen Libidoverlust bei Männern

Die Ursachen für einen verminderten Sexualtrieb sind unterschiedlich und oftmals spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Ein Libidoverlust kann aus psychischen Ursachen wie ungelösten Beziehungskonflikten oder langanhaltendem Stress hervorgehen. In selteneren Fällen verursachen aber auch körperliche Beschwerden eine sexuelle Unlust. 

Deshalb geht es in einem ersten Schritt darum, dem Grund für den Libidoverlust auf die Spur zu kommen. Nina Jost rät, sich folgende Frage zu stellen: «Was hat sich verändert, seit meine Libido nachgelassen hat?» So finden Sie mögliche Anhaltspunkte für den Ursprung des Libidoverlusts.

Psychische Ursachen und Partnerschaften

Insbesondere bei jungen Männern lässt sich die Ursache für einen Libidoverlust oftmals im psychischen Bereich finden. Auch eine Kumulation mehrerer Faktoren ist möglich:

  1.  Versagensangst oder Leistungsdruck

    Zu hohe Ansprüche an sich selbst können dazu führen, dass die Lust auf sexuelle Aktivität vorübergehend vergeht. Grund dafür ist, dass sich das System einer Situation entziehen möchte, in dem es sich unwohl fühlt. 

  2. Unerfüllte sexuelle Wünsche

    Die eigenen Bedürfnisse kommen beim Sex zu kurz? Gründe dafür können sein, dass man(n) sich über lange Zeit auf die Befriedigung der Partnerin fokussiert und dabei die eigenen Vorlieben vernachlässigt. Oftmals liegt dies auch an fehlender Kommunikation darüber, was einem selbst gefällt oder welche Fantasien man hat. 

  3. Negative Beziehungsdynamik

    Konflikte, Spannungen oder verletzte Vertrauensverhältnisse können auch Gründe dafür sein, dass man kein Bedürfnis verspürt mit einer Person intim zu werden.

  4. Eintöniger oder ausbleibender Sex

    Insbesondere in langjährigen Beziehungen nimmt die Routine oftmals Einkehr und der Geschlechtsverkehr verliert irgendwann an Frische und Aufregung. Wenn der Geschlechtsakt vorhersehbar wird, kann die Lust auf Sex etwas verpuffen. Dasselbe gilt dann, wenn ein Paar Zweisamkeit und Raum für Sexualität vernachlässigt.

  5. Stress und psychische Probleme

    Bei psychischen und seelischen Beschwerden wie Angststörungen, Depressionen oder langanhaltendem Stress verabschiedet sich die Sexualität vorübergehend, um Energie zu sparen. Denn diese wird vom Körper in Zeiten psychischer Belastung benötigt, um die persönlichen Probleme zu bewältigen.

 


«Unser Gehirn ist das wichtigste Sexualorgan. Es kann Libidoverlust beeinflussen, indem es emotionale, psychologische und physische Faktoren steuert, die die sexuelle Lust direkt beeinflussen.» – Nina Jost, Sexologin M.A., s-experience.ch

Körperliche Ursachen

  1. Krankheiten

    Gewisse Krankheiten können ebenfalls Auswirkungen auf die Libido haben. Grundsätzlich ist diese Ursache seltener. Wer Verdacht auf eine der folgenden Erkrankungen hegt oder davon betroffen ist, sollte im Zusammenhang mit verminderter Libido mit einer Ärztin oder einem Arzt sprechen. 

    - Schilddrüsenunterfunktion
    - Diabetes
    - Funktionsstörungen im Herzkreislaufsystem
    - Leberzirrhose
    - Multiple Sklerose
    - Nierenschwäche
    - Testosteronmangel

  2. Hormonelle Ursache für Libidoverlust – Testosteronmangel

    Ein weiterer Auslöser für Libidoverlust kann ein niedriger Testosteronspiegel sein. Testosteron ist das primäre Sexualhormon, dass unter anderem die Libido steigert. Hinweise auf einen Testosteronmangel sind Müdigkeit, Schlafprobleme oder leichte Reizbarkeit.

  3. Alter

    Ab 50 Jahren sinkt der Testosteronspiegel im Blut altersbedingt. Der niedrigere Hormonhaushalt kann zu einer geringeren Libido führen.

  4. Medikamente

    Die Lustlosigkeit kann u.a. als Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten wie Antidepressiva, Kortikosteroide, Blutdrucksenker, Diuretika sowie Antipsychotika verursacht werden. Ein ebenfalls möglicher Auslöser für den Libidoverlust sind Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln.

  5. Drogenkonsum

    Rauchen, Alkohol und jeglicher Konsum von Drogen können die Libido senken.

  6. Praktik der Erregungssteigerung

    Je nachdem, wie man(n) seinen Körper zur Erregungssteigerung nutzt und anspannt und wo der Fokus der Aufmerksamkeit liegt, wirkt sich das ebenfalls negativ auf die Libido aus. Bleibt das Becken beispielsweise weitgehend immobil bei sehr hoher Muskelspannung und flacher Atmung, kann sich das Gefühl nicht gut im Körper ausbreiten und das sexuelle Erleben wird eingeschränkt. Ist dazu die Aufmerksamkeit im Aussen (beim Gegenüber, beim pornografischen Material, etc.) und nicht im Erleben selbst, kann das ebenfalls die Libido verringern.

Was kann man gegen Libidoverlust tun? 

Ein erster wichtiger Schritt ist die Kommunikation in der Partnerschaft: Teilen Sie sich Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner offen mit. Nur wenn sie oder er über die sexuelle Unlust oder die dahinterliegenden Faktoren Bescheid weiss, kann die Person darauf eingehen. Das kann sich zum Beispiel darin äussern, dass Sie sich als Paar bewusst mehr Raum für Zweisamkeit einplanen oder unerfüllte Fantasien ausprobieren. 

Nebst einer offenen Kommunikation kommt es aber auch auf die zugrundeliegende Ursache an. 

Bei psychischen Beschwerden kann eine Sexual- oder Psychotherapie unterstützende Ansätze bieten: Von Herangehensweisen zur langfristigen Bewältigung von Leistungsdruck beim Geschlechtsverkehr über Methoden für einen ausgeglicheneren Alltag bis zu Hilfestellungen bei depressiver Verstimmung. Daneben zielt die körperorientierte Herangehensweise in der Sexualtherapie auf die Behebung körperlicher Ursachen. Vergleichbar mit Übungen in einer Physiotherapie werden spezifische Körperübungen zur Stärkung der Erregungsfähigkeit eingesetzt und neue Möglichkeiten der Erregungssteigerung erlernt.

Auf dem Porträt ist Nina Jost, Sexologin M.A. zu sehen. Sie trägt eine dunkle Bluse und eine Brille

Nina Jost, Sexologin M.A., s-experience.ch 

In ihrer Praxis in Zürich vereint Nina Jost umfassendes Wissen und Fähigkeiten aus Sexualtherapie und sexologischer Beratung. Daneben ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am IAP Institut für Angewandte Psychologie (ZHAW) tätig, wo sie Innovationsprojekte betreut.

s-experience.ch

Weiter ist für die natürliche Steigerung der Libido ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Schlaf, regelmässiger Bewegung und Alkohol in Massen ein wichtiger Faktor. Die Reduzierung von Stressfaktoren und bewusste Auszeiten können sich langfristig positiv auf die Sexualität auswirken.

Obwohl körperliche und medizinische Ursachen die seltenere Ursache für den Verlust der Libido sind, sollte dieser Aspekt nicht ausser Acht gelassen werden. Liegt ein Verdacht auf Erkrankungen oder Hormonstörungen vor, empfiehlt sich ein Arztbesuch.

Libidoverlust: Wann sollte man einen Experten konsultieren?

Bei Libidoverlust kann sich ein Arztbesuch oder eine Sexualtherapie lohnen, wenn Sie selbst oder die Beziehung darunter leiden. Insbesondere dann, wenn gewisse Symptome auf körperliche oder psychische Ursachen hindeuten oder eine Vorerkrankung vorliegt. 

Welcher Experte hilft bei Libidoverlust? 

Wer hinter der sexuellen Unlust psychische Ursachen vermutet, kann dem Libidoverlust in einer Sexualberatung, einer Psychotherapie oder einer Paartherapie auf den Grund gehen. 

Sollen körperliche Faktoren ebenfalls ausgeschlossen werden, ist je nach Krankenkassenmodell der Hausarzt die erste Anlaufstelle. Gegebenenfalls kann eine weitere Besprechung mit einem Urologen erfolgen.

Wie geht der Experte bei Libidoverlust typischerweise vor?

Typischerweise wird beim Arzt oder der Sexualtherapie in einem Erstgespräch die Leidensgeschichte eruiert. Dies tun sie mit Hilfe von Fragen nach der Dauer der sexuellen Unlust, möglichen Vorerkrankungen, dem psychischen Gemütszustand oder seelischen Problemen. Des Weiteren sollte geklärt werden, ob und welche Medikamente eingenommen werden und wie hoch der Alkoholkonsum ist. Bei Notwendigkeit kann mit einer Blutuntersuchung ausserdem der Hormonspiegel festgestellt werden. Weiterführende urologische Untersuchungen sowie bildgebende Verfahren geben bei Bedarf Auskunft über die inneren Organe. Je nach Ursache können Sexualtherapie, psychotherapeutische Begleitung oder Paartherapie erfolgsversprechend sein.

Autor

Geschrieben von
Rebecca Nussberger
Redaktorin
Geprüft von
Nina Jost
Sexologin M.A.

Quellen

  • https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/sexualorgane/sexuelle-funktionsstoerungen/libidoverlust-diagnose-therapie.html#:~:text=man%20von%20Libidoverlust%3F-,Wann%20spricht%20man%20von%20Libidoverlust%3F,seit%20mindestens%20sechs%20Monaten%20andauert
  • https://www.arztphobie.com/symptome/libidoverlust/ 
  • https://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/2015-07/sexlosigkeit-no-sex-low-sex?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.zavamed.com%2F
  • https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/low-sex-drive-in-women/symptoms-causes/syc-20374554

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