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Sterilisation beim Mann: Vasektomie als Verhütungsmethode

  • Fachartikel
8 min by Rebecca Nussberger

Die Sterilisation des Mannes (fachmännisch als Vasektomie bezeichnet) stellt nach abgeschlossener Familienplanung oder bei fehlendem Kinderwunsch eine sichere und dauerhafte Verhütungsmethode dar. Dennoch schrecken viele Männer davor zurück, da sie Erektionsprobleme befürchten.

Das Wichtigste in Kürze

  • Als Vasektomie, oder auch Sterilisation genannt, wird die operative Durchtrennung der Samenleiter im Hodensack bezeichnet.
  • Eine Sterilisation hat aus medizinischer Sicht keinen Einfluss auf die Potenz und Libido.
  • Die Sterilisation kann grundsätzlich rückgängig gemacht werden.
  • Die Kosten für eine Vasektomie werden in der Schweiz in der Regel nicht von der Krankenkasse übernommen.

Sterilisation beim Mann: Definition und Beschreibung

Die Sterilisation (Vasektomie) ist ein operativer Eingriff, um die Zeugungsfähigkeit zu unterbinden. Bei diesem Verfahren werden beim Mann die Samenleiter im Hodensack durchtrennt, was zur Zeugungsunfähigkeit führt. Zwar werden nach wie vor Samenzellen produziert, diese sind jedoch in der Ejakulation nicht mehr enthalten. Die produzierten Samenzellen gelangen stattdessen in den Nebenhoden und werden dort abgebaut.

Nach der Sterilisation produziert der Körper weiterhin die männlichen Geschlechtshormone und auch die Erektionsfähigkeit bleibt erhalten.

Wie sicher ist eine Vasektomie?

Der Pearl Index liegt bei einer Vasektomie bei 0,1 bis 0,15. Der Index steht für die Sicherheit einer Verhütungsmethode: je kleiner der Wert, desto sicherer die Methode. Zum Vergleich: Der Pearl Index von Kondomen liegt zwischen 2 bis 12. Im Falle der Vasektomie bedeutet ein Pearl Index von 0,1, dass im Schnitt eine von 1‘000 Frauen innerhalb eines Jahres trotz der Sterilisation schwanger wird.

Risiken und Gefahren einer Sterilisation

Wie bei jedem operativen Eingriff sind auch bei einer Vasektomie gewisse Risiken vorhanden. So kann es zum Beispiel während der Operation zu Gefässverletzungen oder leichten Schmerzen kommen, die nach wenigen Tagen wieder abklingen. Zudem sind nach der Sterilisation Nachblutungen, Infektionen, Wundheilungsstörungen, Nebenhodenentzündungen oder Abszessbildungen möglich. Grundsätzlich treten Nebenwirkungen oder Komplikationen selten auf und die meisten Patienten sind nach einer Vasektomie beschwerdefrei.

Erektile Dysfunktion nach der Vasektomie: Einflussfaktoren

Die Vasektomie hat entgegen den irrtümlichen Befürchtungen keine negativen Auswirkungen auf die Ejakulation, Libido oder Erektionsfähigkeit. Dabei ist auch das weitverbreitete Gerücht eines entstehenden Testosteronmangels nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen falsch – und dennoch berichten sterilisierte Männer immer wieder über Erektionsprobleme. Woran liegt das? Das kann insbesondere auch psychische Gründe haben.

Für viele Männer geht die Sterilisation mit dem «Verlust der Männlichkeit» einher, sodass ein vermindertes Selbstwertgefühl entsteht und sie sich «weniger als Mann» fühlen. Mediziner bezeichnen dies als Sterilisationsneurose. Es entsteht ein Teufelskreis aus Leistungsdruck, Versagensängsten und Erektionsproblemen. In manchen Fällen steht die Erektionsstörung mit einer Depression in Zusammenhang, die gegebenenfalls bereits vor der Sterilisation vorhanden war und in Kombination mit der Sterilisationsneurose die Erektionsfähigkeit beeinträchtigt. Von einer Sterilisationsneurose sind vor allem jene Männer betroffen, die zur Vasektomie gedrängt wurden oder sich im Vorfeld nicht intensiv genug damit auseinandergesetzt haben.

Um Erektionsprobleme zu vermeiden, ist es deshalb besonders wichtig, die Entscheidung für eine Vasektomie gründlich abzuwägen und mit der Partnerin offen über Ängste zu sprechen. Vor dem Eingriff sollten Sie zudem mit einer Ärztin oder einem Arzt mögliche Nebenwirkungen und Risiken besprechen.

Die Gründe für Erektionsprobleme nach einer Vasektomie zusammengefasst: 

  • Entscheidung für eine Sterilisation wurde nicht aus Überzeugung getroffen 
  • Entwickelte Sterilisationsneurose (vermindertes Selbstwertgefühl) 
  • Depression
Umgestossene Dose ausgeschütteten Pillen

Was ist eine Erektile Dysfunktion?

Als Erektile Dysfunktion wird eine chronische Funktionsstörung des Mannes bezeichnet. Hier ist es für Betroffene nicht mehr möglich, eine dauerhafte Erektion für den Geschlechtsverkehr zu erreichen oder aufrechtzuerhalten.

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Behandlung der Erektionsstörung

Die Behandlung von Erektionsproblemen nach einer Vasektomie richten sich nach der Ursache. Hierbei ist entscheidend, ob die erektile Dysfunktion bereits vor dem Eingriff aufgetreten ist. Grundsätzlich sollte bei einer erektilen Dysfunktion sowohl eine körperliche als auch eine psychische Untersuchung erfolgen, damit eine Diagnose gestellt werden kann. Wenn direkt nach einer Sterilisation Erektionsprobleme auftreten, liegen meist psychische Ursachen vor. In diesen Fällen gibt es für Betroffene verschiedene Möglichkeiten, um das Problem zu beheben.

  1. Ein offenes Gespräch mit der Partnerin führen.
  2. Eine professionelle Beratung oder eine Sexual-, Paar oder Psychotherapie in Anspruch nehmen.
  3. Eine weitere Möglichkeit stellen mechanische Hilfsmittel und Potenzmittel wie Viagra dar, die bei einem Grossteil der betroffenen Männer einen Erfolg haben.

Kann eine Vasektomie rückgängig gemacht werden?

Eine Sterilisation kann grundsätzlich rückgängig gemacht werden. Die Refertilisierung ist allerdings ein sehr aufwendiges und teures Verfahren, bei der die Enden der Samenleiter wieder zusammengenäht werden. Die Erfolgschancen – also ob ein Mann danach wieder fruchtbar ist – hängen davon ab, wie lange die Vasektomie zurückliegt. Bei Refertilisierungen innert 3 Jahren nach der Sterilisation sind bis zu 97 Prozent der Männer wieder fruchtbar – ein Restrisiko bleibt jedoch bestehen.

Wie alt muss man für eine Vasektomie sein?

Das Sterilisationsgesetzt SR 211.111.1 vom 17. Dezember 2004 verbietet die Sterilisation von Personen unter 18. Jahren (Art 3, ZGB). Demnach dürfen in der Schweiz urteilsfähige Personen ab dem 18. Lebensjahr eine Sterilisation durchführen. Voraussetzung ist, dass die Person umfassend über den Eingriff informiert wird und diesem schriftlich einwilligt.

Werden die Kosten für die Vasektomie von der Krankenkasse übernommen?

In der Schweiz sind die Kosten für eine Vasektomie sowie eine mögliche Refertilisierung in der Regel durch den Patienten selbst zu tragen. Erkundigen Sie sich für genauere Informationen bei Ihrer Krankenkasse.

Ist die Vasektomie eine preiswerte Verhütungsmethode?

Die Kosten der Vasektomie relativieren sich im Vergleich mit den Kosten der weiblichen Verhütungsmittel wie Spirale und Anti-Baby-Pille – im langjährigen Vergleich ist eine Vasektomie finanziell preiswert.

Was gibt es nach der Vasektomie zu beachten?

In den ersten Tagen nach der Operation können Schmerzen auftreten. Die selbstauflösenden Fäden lösen sich innert 10 bis 14 Tagen auf. 

  • Geschlechtsverkehr nach der Vasektomie:
    Geschlechtsverkehr unmittelbar nach der Vasektomie ist zwar nicht untersagt, es empfiehlt sich aber das Zuwarten von etwa einer Woche. Grund dafür sind postoperative Schwellungen, Berührungsempfindlichkeit der Hoden und eine mögliche Nachblutung nach dem Sex. 

  • Sport nach der Vasektomie:
    Bis Sport wieder in den Alltag integriert werden kann, gilt eine Pause von 7 bis 10 Tagen. Vermeiden Sie in dieser Zeit das Hieven von schweren Lasten über 10 Kilo. Jogging und Velofahren können Sie nach 10 Tagen wieder aufnehmen.

  • Duschen, Baden oder Schwimmen nach der Vasektomie:
    Duschen ist noch am selben Tag wie die Vasektomie wieder möglich. Auf ein Bad und Schwimmen empfiehlt es sich jedoch zu verzichten, bis die Wunde geheilt und sich die Fäden aufgelöst haben. 

  • Verhütung nach der Vasektomie:
    Nach der Vasektomie sind immer noch Restbestände von Spermien in der Samenblase und Prostata vorhanden, weshalb Sie in den ersten 8 bis 12 Wochen nach der Operation immer noch fruchtbar sind. Zur Feststellung der Unfruchtbarkeit wird nach ungefähr 3 Monaten die Samenflüssigkeit untersucht. Während dieser Zeit muss weiterhin mit anderen Verhütungsmitteln verhütet werden.

Autor

Geschrieben von
Rebecca Nussberger
Redaktorin
Geprüft von
Dr. med. Wolfgang Bühmann
Facharzt für Urologie, Andrologie, Med. Tumortherapie

Quellen

  • https://www.infomedizin.de/behandlungen/sterilisation-mann/
  • https://www.maennergesundheit.info/leistungen/operationen-hoden/vasektomie.html
  • https://www.fr.de/ratgeber/gesundheit/fakten-vasektomie-maenner-kennen-sollten-11625299.html
  • https://www.gospring.de/fachartikel/vasektomie
  • https://urologische-stiftung-gesundheit.de/ratgeber/sterilisation-des-mannes/
  • https://fedlex.data.admin.ch/filestore/fedlex.data.admin.ch/eli/cc/2005/425/20130101/de/pdf-a/fedlex-data-admin-ch-eli-cc-2005-425-20130101-de-pdf-a.pdf

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